Selbstreport mittels Diary-Verfahren

  • Ansprechperson:

    Dr. Alexa Maria Kunz

  • Projektgruppe:

    Dr. Alexa Maria Kunz (House of Competence)

  • Förderung:

    Dissertation/ Eigenmittel

  • Starttermin:

    05/2010

  • Endtermin:

    08/2016

Eine methodologische Untersuchung von Tagebüchern als Methode der Datenerhebung insbesondere in der interpretativen Sozialfoschung

Projektbeschreibung

So genannte Diary-Verfahren – also der methodische Einsatz von Tagebüchern zu Forschungszwecken oder zur pädagogischen und therapeutischen Intervention – werden in den Sozialwissenschaften zunehmend eingesetzt. Ein Vorläufer der heutigen Diary-Verfahren ist der Zeitverwendungsbogen aus der Marienthal-Studie, dem das berühmte Zitat „Einsteilen wird es Mittag“ entstammt. In der privatwirtschaftlichen sowie der akademischen Forschung (hier vor allem im angelsächsischen Sprachraum) erfreuen sich diese Verfahren seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Dennoch stand eine methodologische Fundierung dieser Verfahren im Sinne einer Verschränkung von (erkenntnis-) theoretischen wie forschungspragmatischen Aspekten bisher aus. Diese Forschungslücke schließt die vorliegende Arbeit: Basierend auf grundlegenden theoretisch- methodologischen Vorüberlegungen werden die Fragen bearbeitet, welche unterschiedlichen Typen von Dokumenten unter dem Diary-Begriff zusammengefasst werden, welche Arten von Diaries speziell zu Forschungszwecken eingesetzt werden, welche Qualitäten diese Instrumente und die mittels ihnen erzeugten Daten aus (erkenntnis- )theoretischer Perspektive besitzen, inwiefern sich welche Arten von Diaries insbesondere für den Einsatz in Kontexten interpretativer Sozialforschung eignen und welche forschungspragmatischen Aspekte bei deren Einsatz zu beachten sind. Dazu wird mit einem Daten, Theorien und Methoden triangulierenden Vorgehen gearbeitet: Zentrale Methoden der Datengewinnung sind bibliographische Verfahren und die Zusammenstellung eines Datenkorpus unterschiedlicher Dokumente. Zusätzlich werden eigene Daten mittels Diary-Verfahren (Paper-Pencil & elektronisch gestützt) und Interviewverfahren erhoben. Auswertungsseitig werden artefaktanalytisch und textlinguistisch inspirierte Verfahren sowie hermeneutische und qualitativ-inhaltsanalytische Gesprächsauswertungsverfahren eingesetzt. Theoretisch leitend sind v.a. die mundanphänomenologischen Arbeiten von Alfred Schütz, die Philosophische Anthropologie (v.a. im Anschluss an Helmuth Plessner), Arbeiten aus der Neueren Wissenssoziologie sowie sozialpsychologische Konzepte. 

Über die Verschränkung von theoretischen und empirischen Befunden werden Diary-Dimensionen sowie eine Diary-Typologie erzielt und der Vorschlag für ein differenziertes theoretisches Verständnis von Routinehandeln formuliert. 

Ein besonderes Augenmerk liegt auf Logbüchern. Mittels ihnen erzeugte Daten werden als Selbstreporte qualifiziert und als vermittelnde Instanz tragen sie zum Fremdverstehen (typischer) subjektiver Perspektiven bei. Für den Einsatz von Logbüchern in interpretativen Forschungskontexten werden abschließend forschungspragmatische Hinweise formuliert.