Was man vom Fliegen über gute Führung lernen kann. Ein Erfahrungsbericht

Das dreitägige Seminar Wer wird denn gleich in die Luft gehen? fand in Landsberg am Lech auf einem Segelflugplatz statt. Das Thema „Fliegen“ zog sich dabei durch das gesamte Programm.
Zu Beginn konnte ich mir, wie wohl viele der Teilnehmenden, nicht vorstellen, was man vom Fliegen über gute Führung lernen kann. Wir waren eine kleine Gruppe aus verschiedenen Studiengängen und die meisten kannten sich kaum, waren aber trotzdem alle gut gelaunt und gespannt was uns erwartet.
Tag 1:
Uns begrüßte unser Seminarleiter Janik Eggler, ein Segelfluglehrer und Führungscoach und nach einer kurzen Brotzeit startete das Seminar. Am Anfang stellten wir uns ausführlich vor und danach folgte direkt eine praktische Übung: Eine Person bekam die Augen verbunden und sollte von einer anderen durch einen Parcours geführt werden. Schon dabei wurde deutlich, wie herausfordernd gute Führung sein kann und wie viel Vertrauen, Kommunikation und Klarheit sie erfordert. An den Abenden gab es dann zusammen Essen und auch der Aufenthalt in der kleinen Blockhütte, stärkte den Zusammenhalt der Gruppe, wie eine Teilnehmerin lachend feststellte. Wir wurden schnell ein gutes Team, was uns besonders am nächsten Tag geholfen hat.
Tag 2:
Am zweiten Tag durften wir tatsächlich fliegen. Nach einer Sicherheitsunterweisung überließ uns Janik die Aufgabe, das Flugzeug startklar zu machen und den Flugverkehr am Platz zu koordinieren. Dabei wurde uns schnell klar, wie wichtig es ist, Fragen zu stellen und dass das Fragenstellen ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein ist. Eine Teilnehmerin nahm genau diese Erkenntnis als wichtigste Lernerfahrung mit: dass Menschen unterschiedlich denken und offenes Nachfragen viele Missverständnisse verhindern kann. Während Janik mit jedem von uns einzeln im Motorsegelflugzeug flog, übernahmen die anderen verschiedene Rollen am Boden, vom Funkverkehr bis zum Einweisen. In der Luft reflektierten wir unsere Probleme – allein die veränderte Sicht auf die Welt von oben half manchen Teilnehmern die Probleme als gar nicht so schlimm wahrzunehmen. Eine eindrückliche Situation war die Begegnung mit einem Rettungshubschrauber, der den Flugplatz überqueren wollte. Durch klare Kommunikation im Funk konnte der Hubschrauber, trotz dessen, dass Janik mit einem Teilnehmer gerade erst in die Luft gestartet war, ohne Probleme den Platz überfliegen. Dies war direkt ein perfektes Beispiel für gute Kommunikation in der Praxis. Zudem haben wir gelernt, wie wichtig ein guter Umgang mit Fehlern ist. Denn wenn man in der Fliegerei Fehler vertuscht, kann das zu lebensgefährlichen Situationen führen. Janik führte nach dem Tag eine kurze Abschlussrunde durch, in der wir offen über unsere Eindrücke und gemachte Fehler sprachen, mit dem Ziel, daraus zu lernen. Das offene Sprechen über Fehler hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck.
Tag 3:
Am letzten Tag stand die Theorie im Mittelpunkt. Janik begann mit einer Geschichte, in der ein Pilot durch ruhige und an die Situation angepasste Kommunikation eine Bruchlandung verhindern konnte. Gemeinsam analysierten wir, wie der Pilot mit der Person in dem anderen Flugzeug kommunizierte und welche Führungsqualitäten dabei entscheidend waren. Anschließend lernten wir verschiedene Modelle kennen wie etwa zum Geben von Feedback oder zum Umgang mit schwierigen Teammitgliedern. Durch Janiks persönliche Beispiele aus der Flugpraxis wurden die theoretischen Inhalte anschaulich und praxisnah.
Was ich persönlich aus dem Seminar mitgenommen habe
Insgesamt war das Seminar eine besondere Erfahrung, bei der man über das Thema Führung aus einer anderen Perspektive lernen konnte. Das Zusammenspiel von Theorie und dem Erlebnis des Fliegens machte die Inhalte greifbar und eindrucksvoll. Ich habe gelernt, dass gute Führung, wie auch gutes Fliegen, vor allem durch Vertrauen, klare Kommunikation und durch einen bewussten Umgang mit Fehlern funktioniert. Und auch aus Janiks Sicht war das Seminar ein voller Erfolg, er schätzte es sehr, wie motiviert wir als Gruppe waren. In seinen Augen hat „das Thema Luftfahrt eine Hebelwirkung, da das Fliegen in jedem Menschen Emotionen hervorruft. Die Luftfahrt bietet einen Ankerpunkt, indem man an die Situation im Himmel zurückdenken kann und so schnell eine andere Sichtweise auf Dinge bekommen kann. Sie liefert auch klar verständliche und einprägsame Bilder, die sich gut auf Führung übertragen lassen.“ Gute Führung trifft man in vielen Bereichen an, im Job aber auch bei Gruppenarbeiten. Die Reflexion über das eigene Handeln, eine offene Fehlerkommunikation und Verantwortungsbewusstsein, helfen nicht nur in Führungsrollen, sondern auch im Alltag weiter. So kann man sich bereits während dem Studium auf das spätere Berufsleben vorbereiten. Das Seminar kann ich allen Studierenden empfehlen, ganz gleich, ob man eine Führungsposition anstrebt oder mehr über den Umgang mit anderen lernen möchte.








