Thementisch Bürger:innenräte
Am Thementisch „Bürgerräte als studentisches Beteiligungsformat“ führten Anika Kaiser und Hannes Haßmann vom RHET AI Center gemeinsam mit den Studierenden eine Bürger:innenrats-Simulation durch, in der die Frage „Zu welchem Thema sollte ein studentischer Bürger:innenrat am KIT eingesetzt werden – und was ist bei der Umsetzung wichtig?“ behandelt wurde. Dabei kamen wechselnde Formate vom Plenum über Kleingruppenarbeit bis hin zu analogen und digitalen Abstimmungen zum Einsatz.
Ablauf
Die Studierenden wurden zunächst knapp in wichtige Aspekte rund um Bürger:innenräte eingeführt: Was ist der Zweck eines Bürger:innenrats? Wie ist der typische Ablauf gestaltet? Wer nimmt teil? Welche Themen können behandelt werden? Welche Interessengruppen sollten miteinbezogen werden? Was sollte mit den erarbeiteten Empfehlungen geschehen?
Zudem wurde thematisiert, dass Bürger:innenräte deliberative Prozesse ermöglichen, bei denen persönliche Betroffenheit als Expertise anerkannt wird – und dass deren konkrete Ausgestaltung, etwa die Zufallsauswahl, an das Thema und den Wirkungskreis angepasst werden sollte. Auch wurde verdeutlicht, dass Fragestellungen und Informationsgrundlagen idealerweise im Prozess weiterentwickelt werden können, um die Perspektiven der Teilnehmenden stärker einzubeziehen.
Nach diesem Crashkurs starteten die Studierenden in die Zusammenarbeit: Zunächst wurden allgemein Bedarfe und Probleme gesammelt, die sie aus ihrem Studienalltag kennen. Durch gemeinsames Clustern der eingebrachten Themen wurden die drei relevanten Themenfelder ‚Lehre‘, ‚Ethik‘ und ‚Studierenden-Leben‘ identifiziert. Die Gruppe entschied sich, mit dem Themenfeld ‚Studierenden-Leben‘ weiterzuarbeiten und einigte sich auf die folgende Fragestellung: „Wie können wir den Campus zu einem attraktiven Ort machen?“
Der zweite Teil der Simulation beschäftige sich mit der Umsetzung eines Bürgerrats zur festgelegten Fragestellung: Dazu erarbeiteten die Studierenden unter anderem konkrete Empfehlungen, welche Interessengruppen inner- und außerhalb des KIT in einen Rat, der nach der Attraktivität des Campus fragt, miteinbezogen werden sollten (beispielsweise Verkehrsverbände, Pendler:innen). Zudem wurde diskutiert, wie digitale Tools in einem solchen Rat zum eingesetzt werden könnten – etwa für anonyme Stimmungsbilderzu Zwischenergebnissen, hybride Sitzungen oder Ideensammlungen außerhalb des Plenums. Auch Übersetzungs-Tools für internationale Teilnehmende und digitale Vorbefragungen zur Einbindung breiter Zielgruppen wurden als sinnvoll erachtet. Gleichzeitig hielten die Studierenden fest, dass der Einsatz digitaler Werkzeuge kontextspezifisch und bedarfsgerecht erfolgen müsse. Damit endete die Simulation und es folgte eine Reflexion über das Format Bürger:innenrat.
Fazit
Während es sicher eine Herausforderung war, innerhalb eines simulierten Bürger:innenrats über einen hypothetischen Bürger:innenrat zu sprechen, war das Format ein Erfolg: Den Studierenden wurden in kurzer Zeit die Grundlagen von Bürger:innenräten vermittelt, die sie im Anschluss direkt erproben konnten. Dadurch erhielten sie Einblicke in beide Perspektiven – sowohl die von Teilnehmenden als auch die eines Planungsteams – und reflektierten so praxisnah die Möglichkeiten und Grenzen der deliberativen Methode in Bürger:innenräten. Einige Teilnehmende hätten sich gewünscht, direkt konkrete Empfehlungen zur Frage „Wie können wir den Campus zu einem attraktiven Ort machen?“ zu erarbeiten, anstatt zu überlegen, was ein Rat zu dieser Frage beachten sollte. Gleichzeitig zeigte das das Format, wie wertvoll offene, dialogische Beteiligungsprozesse für demokratische Kultur und studentische Mitgestaltung sein können – und dass diese Perspektive auch am KIT weitergedacht werden sollte.
Auch Anika Kaiser und Hannes Hassmann sind begeistert und inspiriert nach Tübingen zurückgefahren. Falls im Nachgang noch Fragen zu Bürger:innenräten offengeblieben sind, freuen sie sich über Post an: