Thementisch soziale Netzwerke
Am Thementisch "Soziale Netzwerke abschalten - Demokratie retten?" diskutierten die Teilnehmenden unter der Moderation von Michael Mäs (KIT) die Rolle sozialer Netzwerke im Kontext demokratischer Meinungsbildung. Lange galten soziale Netzwerke als Möglichkeit, öffentliche Debatte und Meinungsbildung leichter zugänglich und demokratischer zu gestalten. Seit einigen Jahren werden sie aber zunehmender dafür krititsiert, Hassrede, Meinungspolarisierung und die Verbreitung von Unwahrheiten zu fördern.
Ablauf
Am Vormittag stand die Analyse von Social Media als zunehmend prägendem Raum für öffentliche Debatten im Zentrum. Die Gruppe diskutierte, inwiefern soziale Netzwerke durch algorithmische Mechanismen zur Polarisierung beitragen und welche Verantwortung Plattformbetreiber dafür tragen. Dabei wurde deutlich, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen komplex sind. Zwar belegen Studien sowohl positive als auch negative Effekte, doch gerade im Zusammenspiel mit populistischen Bewegungen und der Abwertung wissenschaftlicher Fakten sehen viele Teilnehmenden darin eine erhebliche Gefahr für demokratische Aushandlungsprozesse.
Ein zentraler Diskussionspunkt war die Frage nach notwendiger Regulierung: Sollten Tech-Konzerne gesetzlich verpflichtet werden, ihre Algorithmen offenzulegen oder nachzuweisen, dass diese nicht systematisch zum Beispiel Filterblasen fördern? Die Gruppe betonte einerseits die demokratische Notwendigkeit von Transparenz und Rechenschaftspflicht - andererseits wurde auch die Herausforderung thematisiert, wirtschaftliche Freiheit und geistiges Eigentum in einer liberalen Ordnung zu wahren. Die Diskussion profitierte start von der interdisziplinären Zusammensetzung: Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Medienwirkungen trafen auf technische Einblicke in algorithmische Strukturen und wirtschaftliche Abwägungen.
Fazit
Die Arbeit in der Gruppe wurde von vielen als lebendig und intensive Auseinandersetzung mit einem der drängendsten Themen unserer Zeit empfunden. Besonders die Kombination der unterschiedlichen fachlichen Hintergründe förderte ein tiefes Verständnis für die Komplexität der Plattformregulierung. Für die Teilnehmenden aus der Informatik wurde deutlich, wie stark technische Entscheidungen gesellschaftliche Konsequenzen haben - und wie notwendig es ist, gesellschaftliche Verantwortung schon in der Ausbildung mitzudenken. Teilnehmende aus den Sozialwissenschaften erkannten, wie schwer es sein kann, ethische oder gesellschaftliche Ideale wie zum Beispiel geheime Wahlen technische umzusetzen.
Als konkretes Ergebnis formulierte die Gruppe die Forderung, digitale Demokratie nicht nur zu diskutieren, sondern praktisch zu erproben - etwa durch Pilotprojekte am KIT. Der Wunsch nach mehr Raum für gruppenübergreifenden Austausch wurde ebenfalls geäußert. Insgesamt bestätigte der Thementisch die Relevanz, digitale Räume aktiv demokratisch mitzugestalten - durch Regulierung, Aufklärung und Beteiligung.
Kontakt
Prof. Dr. Michael Mäs: michael maes ∂does-not-exist.kit edu